Die Gewinnerinnen des Hauptpreises in der Höhe von 15.000 Euro und dramaturgische Begleitung zur Entwicklung eines Drehbuchs sind:
Anna Schwingenschuh und Evamaria Schaller mit
MENSTRUACHAT – Wenn die Tage zur Regel werden
Jurybegründung
Es gibt viele Gründe diese Geschichte auszuzeichnen: Sie ist schräg, witzig und originell. Was die Jury aber am meisten überzeugte, ist ihr Mut, ein Tabu so charmant und irrwitzig auf den Kopf zu stellen, dass wir – egal ob Mann oder Frau – nicht umhin kommen uns selbst zu hinterfragen, inwieweit dieses Tabu auch unser eigenes Leben und Handeln prägt. Auf der ganzen Welt investieren Tag für Tag Millionen von Frauen und Mädchen unglaublich viel Kraft und Mühe darin, dass bloß niemand weiß, merkt oder gar sieht, dass sie – menstruieren. Die blutige Spur darf für niemanden sichtbar sein. Die zwei Autorinnen schlagen mit ihren film-literarischen Fäusten auf den Tisch und erzählen voller Energie eine Geschichte, die ein scharfes Statement ist und dennoch eine skurrile Komödie. Sie erzählen aus dem Leben des Mädchens Mouna, das in eine Gesellschaft hineingeboren wird, in der die Frauen den Ton angeben und alles sich um den weiblichen Monatszyklus dreht. Ein Matriarchat, das den totalitären Anspruch hat, die perfekte Gesellschaftsform zu sein. Da Mouna die Enkelin der Staatsgründerin ist und damit automatisch Ansehen und Respekt genießt, scheint ihrer glorreichen Zukunft nichts im Weg zu stehen. Doch es kommt anders. Die Jury gratuliert Anna Schwingenschuh und Evamaria Schaller zu ihrem Treatment „Menstruachat – Wenn die Tage zur Regel werden“ und freut sich sehr auf den Film.
MENSTRUACHAT – Wenn die Tage zur Regel werden
Mouna ist Teenagerin und hat ein Problem, sie bekommt ihre Menarche nicht. Das wäre nicht dramatisch, würde sie nicht in einem Staat leben, der sich komplett dem weiblichen Zyklus verschrieben hat. Der Druck ist groß und Mounas Zorn auf das System noch größer. Doch sie ist nicht so allein damit, wie sie denkt. Ein Coming-Of-Period-Film mit groteskem Blutrausch von 90 Minuten tamponiert mit Episoden von aufklärerischer Tendenz.
Anna Schwingenschuh arbeitet als freie Film- und Fernsehmacherin.
1981 in Graz geboren, fotografierte analog an der HTL Ortweinschule Graz, studierte Film und Medienkunst an der Kunsthochschule für Medien (KHM) in Köln bis zu ihrem Diplom 2005. Nach Kurzspielfilmen wie Mindestens haltbar und Der Herzerlfresser erschien 2018 ihr erster Dokumentarfilm Journey through a small hole in a glove über Lofoten und seine Bewohner.
Sie hat sich über Preise für ihre Drehbücher schon erfreuen dürfen.
Evamaria Schaller geboren 1980 in Graz, lebt und arbeitet in und rund um Köln, wie in Österreich. Bis 2011 studierte sie Multimedia und Experimentalfilmkunst bei Prof. Julia Scher und Prof. Matthias Müller an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Sie erhielt zahlreiche Preise, Auszeichnungen und Stipendien für ihre künstlerische Arbeit, die zwischen Performance-, und Videokunst oszilliert. Sie transformiert und dekontextualisiert alltägliche Materialien oder Found Footage; interveniert ortsspezifisch und beschreibt ihren künstlerischen Prozess als Versuch, “Zeit in Bilder im Raum” zu übersetzen. Evamaria Schaller ist Mitbegründerin des PAErsche Aktionslabors für Performancekunst in Köln und arbeitet im Künstlerduo Jellyspoor mit Andreas Gehlen. Sie nahm an diversen Performance-, und Videokunst Festivals in (u.a.) China, Philippinen, Indonesien, Thailand, Marokko, Türkei, Polen, Russland, Frankreich oder Österreich teil.
Preisverleihung
Am Dienstag Abend, dem 29. Juni 2021, fand die feierliche Hauptpreisverleihung des zweistufigen Drehbuchwettbewerbs IF SHE CAN SEE IT, SHE CAN BE IT online statt. Bereits zum fünften Mal wurde der Hauptpreis in der Höhe von 15.000 Euro und einer zusätzlichen dramaturgischen Begleitung vergeben.
Zur Auswahl standen fünf Treatments von Autor*innen, die in der ersten Stufe des Wettbewerbs mit 5.000 Euro ausgezeichnet wurden.
Für die Preisverleihung konnten wir die Performancekünstlerin Stefanie Sourial als Host gewinnen, die sowohl ein Interview mit den Hauptpreisträgerinnen führten, als auch mit einer Stand-Up-Einlage zu unserem Wettbewerb einen passenden Impuls setzte.
Hier können Sie die Preisverleihung als Videostream auf YouTube nachschauen:https://youtu.be/sYqmkFTZdCg
Weitere Informationen finden Sie in der Pressemappe >
Die hochkarätige Jury hat aus den fünf nominierten Treatments eines ausgewählt, welches mit einem Preisgeld von 15.000 Euro ausgezeichnet wurde. Die Auszeichnung inkludiert eine dramaturgische Begleitung durch eine*n erfahrene*n Drehbuchautor*in, die gemeinsam mit den Preisträgerinnen ausgewählt wird.
Wir gratulieren sehr herzlich!
Eine Lobende Erwähnung wurde Manuela Molin für ihr Treatment Who’s that Bird? ausgesprochen.
Lobende Erwähnung:
Manuela Molin für Who’s that Bird?
Jurybegründung
In sehr filmischer Sprache hat uns Manuela Molin in eine von Robotern und Technik dominierte, erkaltete Welt entführt, in der das aufgeweckte und vielschichtig gezeichnete Mädchen Charlotte mit Hilfe eines sonderbaren Vogels, den Weg zurück in ihre eigene Fantasie findet. Es hat uns großen Spaß gemacht „Who’s that Bird?“ zu lesen und wir hoffen, dass Manu Molin ihren mutigen Weg weitergehen wird.
Who’s that Bird? Durch die Begegnung mit dem eigenwilligen Vogel Kakapo entdeckt Charlotte ihr Selbstvertrauen und die Lust am Leben, die nicht nur sie grundlegend verändert, sondern auch ihre äußere Welt in Wandel versetzt.
Manuela Molin studierte Animation mit Spezialisierung auf traditionelle Puppenanimation an der Filmschule Zlin, in Tschechien. Sie setzte ihre Ausbildung als Regisseurin für Filme in Stop-Motion, Life Action und Mischtechniken an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg, Deutschland, fort. Nach ihrer Rückkehr nach Wien war sie am Aufbau einer der ersten Wiener Virtual Reality-Firmen beteiligt und realisierte ihre ersten VR-Arbeiten als Koregisseurin und Produktionsleiterin im Bereich Dokumentar- und Imagefilm. Seit 2018 widmet sie sich wieder verstärkt ihrer Herzenssache-der Entwicklung von Geschichten für Animationsfilme, insbesondere für Kinder und Familien.
Das Drehbuchforum Wien, das Österreichischen Filminstitut/gender*in*equality und FC GLORIA Frauen Vernetzung Film freuen sich sehr, die Preisträger*innen der ersten Wettbewerbsstufe (vom Exposé zum Treatment) von IF SHE CAN SEE IT, SHE CAN BE IT bekannt zu geben:
- Johannes Hoss und Clara Stern mit Geld oder Leben
- Mara Mattuschka mit Second Youth
- Manuela Molin mit Who’s that bird?
- Naima Schmidt mit Pregxit
- Anna Schwingenschuh und Evamaria Schaller mit Menstruachat – Wenn die Tage zur Regel werden
Am Montag Abend, dem 21. Dezember 2020, fand die feierliche Preisverleihung der ersten Runde des zweistufigen Drehbuchwettbewerbs online statt. Hier zum Nachschauen der Videolink auf YouTube >
Die hochkarätige Jury hat aus 47 eingereichten Exposés (davon 69% von Frauen) fünf ausgewählt, die jeweils mit einem Preisgeld von je 5.000 Euro ausgezeichnet wurden. Die Auszeichnung umfasst zusätzlich eine dramaturgische Begleitung durch erfahrene Drehbuchautor*innen, die gemeinsam mit den Preisträger*innen ausgewählt werden.
Wir danken unserer internationalen Jury:
Pia Hierzegger, (Drehbuch-)Autorin, Schauspielerin, Theater-Regisseurin
Alarich Lenz, Editor
Alexandra Makarová, Drehbuchautorin, Regisseurin, Preisträgerin des Vorjahres
Gabriele Mathes, Dramaturgin, Drehbuchautorin und Regisseurin
Yasemine Şamdereli, Drehbuchautorin und Regisseurin
Alle Informationen zu den Preisträger*innen, den ausgewählten Stoffen und die Jury finden Sie in der Pressemappe >
Die Vielfalt der Einreichungen
Mit einer erneut erfreulich zahlreichen Teilnahme geht der Drehbuchwettbewerb If she can see it, she can be it in die fünfte Runde. Ein überraschend großes Interesse, weil zwei Vorgaben – Frauen*figur und Komödie ja schon eine Einschränkung bedeuten, aber eben für viele auch eine spannende Herausforderung!
Durch den Drehbuchwettbewerb fühlen sich viele Autor*innen ermutigt, bewusst differenzierte Frauen*figuren zu entwickeln und andere Geschichten zu erzählen.
Wir bekamen 47 Exposé- Einreichungen von 69% Frauen* und 31% Männern*, normalerweise bei Projekt-Einreichungen ist es ja umgekehrt, 70 % Männer und 30 % Frauen. Ein klares Zeichen, dass es genug Frauen gibt, die schreiben, sie müssen sich nur willkommen fühlen und es ist in diesem frühen Stadium auch noch mit weniger Hürden verbunden.
Die Teilnehmer*innen reichten einzeln oder in Teams in unterschiedlichsten Zusammensetzungen ein – insgesamt 15 Teams, fast ein Drittel, das sind ungewöhnlich viele.
Die Jury bekam eine erfreulich große Bandbreite der Komödiengenres zu lesen, z.B:
Action-Komödie, Erotische Komödie, Familiensatire, Groteske, Krimikomödie, Liebeskomödie, Mutter-Tochter-Karma-Komödie, Politkomödie, queer-feministische Westernkomödie, schwarze Komödie, Sci-Fi-Komödie, Screwball Comedy, Tragikomödie,
und einfach nur Komödie.
Aus 47 eingereichten Exposés wurden in der 1. Stufe 5 Exposés von einer hochkarätigen Jury ausgewählt und mit einem Preisgeld von je 5.000 Euro und einer zusätzlichen dramaturgischen Begleitung prämiert. In der 2. Stufe wählt die Jury aus den fünf entstandenen Treatments den mit 15.000 Euro dotierten Hauptpreis aus. Damit ist der Preis einer der höchstdotiertesten Drehbuch-Entwicklungspreise der heimischen Branche und setzt ein klares Zeichen für eine positive Veränderung von Frauen*figuren auf der Leinwand.
Zusätzlich zu den Preisträger*innen haben 16 weitere von der Jury ausgewählte Autor*innen die Gelegenheit im Rahmen eines Online-Pitchings am 19. und 20. Jänner 2021 ihre Stoffe Produzentinnen und Producerinnen zu präsentieren. Die Pitching-Veranstaltung ist eine Kooperation von Drehbuchforum Wien, FC GLORIA – Frauen Vernetzung Film, Film Fatale – Interessensgemeinschaft österreichischer Producerinnen & Produzentinnen, Propro Produzentinnenprogramm und Österreichischem Filminstitut/gender*in*equality.
Ausblick
Die fünf ausgewählten Stoffe werden bis Mitte Mai 2021 zu Treatments weiterentwickelt und stehen dann erneut im Wettbewerb. Einer der Stoffe wird durch die Jury mit einer weiteren Förderung von 15.000 Euro ausgezeichnet. In dieser Phase geht es um die Entwicklung vom Treatment zu einem fertigen Drehbuch. Auch diese Phase schließt eine dramaturgische Begleitung mit ein.
Mit dem Drehbuchwettbewerb IF SHE CAN SEE IT, SHE CAN BE IT und dem anschließenden Pitching wird vielen Stoffen ein guter Start in die Drehbuchentwicklung gegeben und ein klares Signal an die Filmbranche gesetzt: Es gibt viele talentierte Drehbuchautorinnen (69% der eingereichten Stoffe waren von Frauen) und innovative Frauen*figuren jenseits der Klischees. Es bleibt zu hoffen, beziehungsweise zu erwarten, dass die einen wie die anderen das Interesse von Produktionsfirmen und Förderstellen wecken, wichtige Beiträge zur Stoffentwicklung in Österreich liefern und dadurch auch zur gendergerechteren Verteilung der Fördermittel beitragen.
Geld oder Leben
Johannes Hoss und Clara Stern
Jurybegründung (von Gabi Mathes)
Warum überfällt Laura eine Bawag-Filiale in Simmering? Ihr Motiv und die Geschichte dazu sind mehr als ungewöhnlich. Zwei Figuren, Laura und Rainer, die uns tief in ihre Lebenswelten hineinziehen. Eine filmisch geschriebene Geschichte, erzählt mit feinem Humor und einem Gespür für komische Situationen. Ein Plot, der viele Anknüpfungspunkte bietet, um das Drehbuch weiter zu entwickeln – Das sind die Zutaten für einen Stoff mit dem Potenzial für eine große Kinokomödie mit Herz. Der Preis geht an „Geld oder Leben“ von Johannes Hoss und Clara Stern.
Geld oder Leben
Ein Banküberfall, zwei Frauen: Renate, 61, überfällt als Mann verkleidet die Bank; Laura, 31, ist Kundin der Bank. Fünfzehn Überfälle später werden sie zu ungleichen Komplizinnen. Vermummt betreten gemeinsam eine Tankstelle.
Johannes Hoss und Clara Stern
Johannes Hoss und Clara Stern arbeiten seit fünf Jahren zusammen. Sie haben vier Kurzfilme miteinander gemacht, drei gemeinsame Drehbücher für Langspielfilm sind in Entwicklung, sowie eine Serie. Die Kombination als Autor*innenteam, das aus Regie und Kamera besteht, erweist sich beim Schreiben als sehr inspirierend und erfolgreich.
Österreichischer Filmpreis 2018 für Besten Kurzfilm & Diagonale-Preis Bester Kurzspielfilm 2017 für MATHIAS (30 Min, Fiktion)
Carl-Mayer Drehbuchpreis der Stadt Graz 2018 für HACKLERSTRICH
IF SHE CAN SEE IT, SHE CAN BE IT-Drehbuchpreis 2016 der 1. Stufe für DAS BRAUCHT MAN ZUM GLÜCKNICHT
Johannes Hoss
Arbeitet als Kameramann und Drehbuchautor. Studium an der Filmakademie Wien. Bei seiner Zusammenarbeit mit verschiedensten Regisseur*innen ist er immer auf der Suche nach dem passenden Bild. Auch als Drehbuchautor sucht er Geschichten, Momente und Figuren, die ihn visuell und menschlich berühren. Ihn interessieren gesellschaftspolitische und sozialkritische Themen. Kurzfilme, bei denen er Kamera gemacht hat, liefen bei der Berlinale und in Cannes. Er gewann 2018 den Carl-Mayer-Drehbuchpreis für „Hacklerstrich“ und 2016 If She Can See It, She Can Be It 1. Stufe mit „Das braucht man zum Glück nicht“, beides in Ko-Autorenschaft mit Clara Stern.
Clara Stern
Drehbuchautorin, Regisseurin, Moderatorin.
Filme nur theoretisch zu betrachten (Studium der Theater- Film- und Medienwissenschaften in Wien und Utrecht, NL) war ihr irgendwann nicht mehr genug, sie wollte selbst Geschichten in diesem Medium erzählen. Also folgte das Studium an der Filmakademie Wien in Regie sowie Buch und Dramaturgie. Ihr Ziel ist es, Filme zu machen, die unterhalten und berühren, Sehnsucht wecken und wachrütteln. Im Fokus stehen feministische sowie gesellschaftskritische und -politische Themen. 2016 gewann sie den Carl-Mayer-Drehbuchpreis für „Training“, für das sie 2017 auch das Startstipendium des Bundeskanzleramts bekam. Gewinnerin des Österreichischen Filmpreises 2018 mit dem Kurzspielfilm „MATHIAS“, geschrieben in Ko-Autorschaft mit Johannes Hoss.
Second Youth
Mara Mattuschka
Jurybegründung (von Alexandra Makarová)
Wir schreiben das Jahr 2150. Die Zukunft ist vielversprechend, Menschen werden weit über 100 und schauen dabei nicht einen Tag älter aus als 40. Kleiner Haken: Ab dem 100. Geburtstag muss man seinen Lebensabend in einem Luxus-Heim fristen. Sex mit Hologrammen von anderen Bewohner*innen und humorlose Roboter-Diener sind inklusive. So auch Ada, unsere gar nicht so greise Heldin, die sich in diesem futuristischen Entwurf für eine Kinokomödie der Frage aller Fragen stellt: Wer sind wir und wo gehen wir hin?
Mit lakonisch-absurdem Humor erzählt uns die Autorin eine melancholische Dystopie mit berührenden Figuren, die neugierig auf mehr machen. Und wir freuen uns auf mehr – mehr aus der Welt von „SECOND YOUTH“ einem vielversprechenden Exposé von Mara Mattuschka.
Second Youth
Im Jahr 2150, am Tag ihres hundertsten Geburtstags muss Ada, wie alle ihre Altersgenossen, in eine „Second Youth“- Anstalt. Hier wird den Insassen ein sorgloses Leben bis in alle Ewigkeit garantiert. Bald wird sie erfahren, dass die Wahrheit eine andere ist, einer Flucht stellt sich jedoch einiges in den Weg.
Mara Mattuschka
Bildende Künstlerin, Film- und Theaterautorin.
1979-1982 Studium der Sprachwissenschaften und der Ethnologie an der Universität Wien
1982-1989 Studium der Malerei bei Prof. Maria Lassnig an der Universität für Angewandte Kunst, Wien.
1994 bis 2001 – Professorin für Freie Kunst im Bereich Film und Performance an der HBK Braunschweig.
Mara Mattuschka wurde mit dem Adolf Schärf Preis für Filmische Tätigkeit 1990, mit dem Österreichischen Film-Förderungspreis 1990, mit dem Österreichischen Würdigungspreis für Filmkunst 2005 und mit dem Preis für Bildende Kunst der Stadt Wien 2010 ausgezeichnet. Retrospektiven ihrer Filmen liefen u.a. in Tampere, Wroclaw, EYE Amsterdam, Barcelona, London, Paris, Hamburg, Berlin, Köln, Wien, Diagonale Graz, Film Anthology New York, Tokyo, Rio de Janeiro.
Who’s that bird?
von Manuela Molin
Jurybegründung (von Pia Hierzegger)
Die Filmemacherin plant in WHO`S THAT BIRD? mit Stoptrick-Technik die Geschichte der kleinen einsamen Charlotte zu erzählen, die dem Charme eines Kakapos erliegt. Sie bricht aus ihrem tristen, stressigen Leben aus, um mit dem neuen Freund, in den nahen Wald, der die Stadt mit Frischluft versorgt und alle Tiere, die dort leben zu retten. Mit animierten Bildern erschafft die Autorin Manuela Molin eine bedrohliche Welt, in der wir viele Themen wiederfinden, die auch uns gerade beschäftigen. Leistungsdruck, die Sehnsucht nach Nähe, die Zerstörung der Natur. All das findet in diesem Exposé Platz, ohne, dass es dadurch überladen wirkt. Und mitten in diese bedrohliche Welt, schickt sie den Kakapo, der die Tragödie zur Komödie macht. In dieser clownesken Figur und im feinen Humor der Bilder, finden wir das Komische. Wenn der Kakapo vergisst, dass er nicht fliegen kann und sich kichernd von einem Baum stürzt, erliegen auch wir seinem Charme und wünschen uns WHO’S THAT BIRD als ganzen Film zu sehen.
Who’s that Bird?
Die unter großem Leistungsdruck stehende CHARLOTTE (10) fühlt sich in ihrem präzise geplanten Alltag gefangen. Als der Kakapo, ein für ausgestorben erklärter Eulenpapagei, unerwartet in ihr Leben tritt, entdeckt sie ihren Mut und lernt das Leben mit Spaß zu genießen. Aufgeweckt durch diese besondere Freundschaft stellt Charlotte nicht nur ihr Leben, sondern auch das ihrer gestressten Eltern und letztendlich die ganze Stadt auf den Kopf.
Manuela Molin
Manuela Molin studierte Animation mit Spezialisierung auf traditionelle Puppenanimation an der Filmschule Zlin, in Tschechien. Sie setzte ihre Ausbildung als Regisseurin für Filme in Stop-Motion, Life Action und Mischtechniken an der Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg, Deutschland, fort. Nach ihrer Rückkehr nach Wien war sie am Aufbau einer der ersten Wiener Virtual Reality-Firmen beteiligt und realisierte ihre ersten VR-Arbeiten als Koregisseurin und Produktionsleiterin im Bereich Dokumentar- und Imagefilm.
Seit 2018 widmet sie sich wieder verstärkt ihrer Herzenssache- der Entwicklung von Geschichten für Animationsfilme, insbesondere für Kinder und Familien.
Pregxit
Naima Schmidt
Jurybegründung (von Yasemin Samderelli)
Wenn man schwanger ist und das seinen Mitmenschen mitteilt, kann man sich auf die verschiedensten Reaktionen gefasst machen. Entweder man ist in den Augen anderer zu jung, zu alt, man hat einen Job, der nicht genug einbringt, oder es passt nicht in die gerade so positiv verlaufende Karriere hinein. Einerseits wäre man verrückt es nicht zu bekommen, denn Kinder sind ein Geschenk, auf der anderen Seite wäre man verrückt es zu bekommen, denn Kinder sind die anstrengendste Plage seit es in Ägypten Frösche geregnet hat.
Diese Passage stammt aus dem wunderbaren Exposé “PREGXIT” der Autorin Naima Schmidt, die darin den Wahnsinn eines Menschen beschreibt, der zufällig zur Gattung XX gehört, und vor der epochalen Entscheidung steht, Kind ja oder nein oder jaein? Das macht Naima Schmidt mit so viel Feingefühl, Charme und Witz, dass die Jury mit großer Freude und ohne Zweifel ihr einen der fünf Preise zuspricht. Wir können es kaum erwarten das Exposé zu einem Treatment heran wachsen zu sehen. Und hoffen, dass der Weg damit nicht endet, sondern ein Kinofilm bald das Licht der Kinoleinwand erblicken wird.
Pregxit
Ungewollt schwanger? Vom Zeitpunkt des positiven Schwangerschaftstests bis hin zum Betreten einer Klinik, folgen wir Esme Ceerny durch den Entscheidungsprozess eines Schwangerschaftsabbruchs. Mal kommt es zu absurd-lustigen Situationen, andere Momente sind bedrückenderer Natur. Pregxit – eine Abtreibungskomödie in fünf Akten.
Naima Schmidt
Absolviert derzeit an der Universität Wien das Masterstudium Theater-, Film- und Medienwissenschaften. In ihren Teenagerjahren begann sie, Off-Theaterstücke zu schreiben, erkannte jedoch bald, dass Film ihr bevorzugtes Medium ist. Sie fing an Independent-Kurzfilme zu realisieren, die auf verschiedenen Festivals gezeigt wurden. Außerdem war sie Teil des Filmprojekts Kinder der Toten (Regie: Kelly Copper & Pavol Liska) und der Let’s Cee Talent Academy 2018, wo ihre Gruppe den Preis für den besten Kurzfilm der Talent Academy gewann. Seit April 2018 ist sie bei Witcraft Filmproduktion in der Entwicklung tätig. Parallel dazu hat sie weitere Kurzfilme gedreht und mit der Komponistin Olivia Artner zwei audiovisuelle Installationen gestaltet. Aktuell arbeitet sie an Musikvideos für verschiedene österreichische Künstler und an ihrem ersten Langspielfilmdrehbuch.
Menstruachat
Anna Schwingenschuh und Evamaria Schaller
Jurybegründung (von Alarich Lenz)
Was wäre, wenn jahrhundertealte Werte und Normen nicht mehr gelten, sondern wenn andere Mächte, basierend auf dem weiblichen Zyklus, der Monatsblutung, unsere Gesellschaft bestimmen? Die beiden Filmemacherinnen nehmen sich eines Themas an, das seltsamerweise noch immer ein Tabu darstellt. Sie bauen daraus eine kluge, böse, sich zur Groteske hochschwingende Geschichte mit skurrilem Humor, der einem das Lachen manchmal stocken und gerinnen lässt und deren junge Protagonistin mit ihrer Rebellion den Takt vorgibt. Die Erzählung ist anarchisch, spielt gekonnt mit Klischees, in die wir Zuschauer*innen gleichfalls verstrickt sind. „MENSTRUACHAT“ – diesen Film wollen wir sehen!
Herzlichen Glückwunsch an Anna Schwingenschuh & Evamaria Schaller.
Menstruachat – Wenn die Tage zur Regel werden
Mouna ist Teenagerin und hat ein Problem, sie bekommt ihre Menarche nicht. Das wäre nicht dramatisch, würde sie nicht in einem Staat leben, der sich komplett dem weiblichen Zyklus verschrieben hat. Der Druck ist groß und Mounas Zorn auf das System noch größer. Doch sie ist nicht so allein damit, wie sie denkt. Ein Coming-Of-Period-Film mit groteskem Blutrausch von 90 Minuten tamponiert mit Episoden von aufklärerischer Tendenz.
Anna Schwingenschuh
arbeitet als freie Film- und Fernsehmacherin.
1981 in Graz geboren, fotografierte analog an der HTL Ortweinschule Graz, studierte Film und Medienkunst an der Kunsthochschule für Medien (KHM) in Köln bis zu ihrem Diplom 2005. Nach Kurzspielfilmen wie Mindestens haltbar und Der Herzerlfresser erschien 2018 ihr erster Dokumentarfilm Journey through a small hole in a glove über Lofoten und seine Bewohner.
Sie hat sich über Preise für ihre Drehbücher schon erfreuen dürfen.
Evamaria Schaller
geboren 1980 in Graz, lebt und arbeitet in und rund um Köln, wie in Österreich. Bis 2011 studierte sie Multimedia und Experimentalfilmkunst bei Prof. Julia Scher und Prof. Matthias Müller an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Sie erhielt zahlreiche Preise, Auszeichnungen und Stipendien für ihre künstlerische Arbeit, die zwischen Performance-, und Videokunst oszilliert. Sie transformiert und dekontextualisiert alltägliche Materialien oder Found Footage; interveniert ortsspezifisch und beschreibt ihren künstlerischen Prozess als Versuch, “Zeit in Bilder im Raum” zu übersetzen. Evamaria Schaller ist Mitbegründerin des PAErsche Aktionslabors für Performancekunst in Köln und arbeitet im Künstlerduo Jellyspoor mit Andreas Gehlen. Sie nahm an diversen Performance-, und Videokunst Festivals in (u.a.) China, Philippinen, Indonesien, Thailand, Marokko, Türkei, Polen, Russland, Frankreich oder Österreich teil.
Eine Initiative des Drehbuchforum Wien und des Österreichischen Filminstituts/gender*in*equality